Geschichte

1553 wurde das Haus "Zum Mohren" erstmals erwähnt. Seine Lage in der geschützten Tal des Flutgrabens an Kreuzung des ost-west-verlaufenden Handelsweges Frankfurt-Leipzig (der alten "Via Regia", heute B7) mit der Nordsüdverbindung Ohrdruf-Langensalza (heute B 247) bot gute Voraussetzungen für die Einrichtung eines Gasthofes. Die Herkunft und Bedeutung der Bezeichnung "Zum Mohren" konnte jedoch bisher nicht eindeutig geklärt werden. Sie kommt jedoch öfters an Gasthöfen und Apotheken vor und verweist hier wohl auf den heiligen Mauritius ("der Maure"), einem römischen christlichen Soldaten, der aus Theben im südlichen Ägypten stammte und als Kommandeur um 290 beim Übergang über die Alpen den Martyrertod starb, weil er nicht gegen Christen ziehen wollte. Er wird seit dem 4. Jh. als Heiliger verehrt und ist Schutzpatron u. a. des aus dem 937 gegründeten Mauritiuskloster hervorgegangenen Magdeburger Doms und der im 12. Jh. um die Morizkirche herum entstandenen Stadt Coburg.

1661 empfahl Jeremias Wittich den Gasthof "ad insigne Aethiopsis" (mit dem Bildnis des Mohren) als Absteigequartier. Es war das einzige Wohnhaus außerhalb der Stadt, das beim Bau der barocken Stadtbefestigung 1660 - 63 unter Ernst dem Frommen stehen bleiben durfte. 1664 erfolgte die Ersterwähnung bei August Beck.

1730 gehörte das Gasthaus "Zum Mohren" dem "Auditeur Johann Jacob Catterfeld" (1684-1749). In einer gleichzeitig durch den Augsburger Kupferstecher Matthäus Seutter (1678-1757) hergestellten Luftansicht Gothas ist das Gasthaus links unten als ein vierflügliger Bau mit Innenhof dargestellt, der direkt am Flutgraben in der damals ca. 50 Häuser umfassenden Vorstadt vor dem Erfurter Tor liegt.

1740 tagte die Weltsynode der Herrnhuter Brüdergemeine im "Mohren", nachdem ihr Gründer Graf Nikolaus von Zinzendorf (Abb. unten rechts) zwei Jahre zuvor endgültig aus Kursachsen vertrieben worden war. Diese protestantisch-christliche, pietistische Glaubensbewegung war von ihm 1722 durch  durch Aufnahme von mährischen und böhmischen Exulanten auf Zinzendorfs Gut in der Oberlausitz gegründet worden und hatte sich von dort aus durch intensive Missionstätigkeit in der ganzen Welt verbreitet. Bereits seit 1735 bestanden Gemeinden in Amerika und Afrika. Nach der Gothaer Synode entstand 1743 auch im benachbarten Neudietendorf eine Kolonie der Brüdergemeine. Heute umfaßt die "Moravian Church" ca. 850 000 Mitglieder, vor allem in Afrika, Amerika und Europa.

              

A1749 wurde das Haus durch Tobias Samuel Riede (1704-1757), Gastgeber zum schwarzen Mohr, erworben.

1757 wurde das Gasthaus durch seinen erst 24-jährigen Paul Christoph Riede (1733-1757) übernommen.

1760 heiratete die Witwe Dorothea Margaretha Friederika Riede, offenbar die Mutter Paul Christoph Riedes, der Kammerdiener Johann Philipp Freytag (1725-1772) und feierte im Mohren die Hochzeit. Das Haus kam in Eigentum der Familie Freytag.

1772 übernahm das Haus der Haushofmeister Heinrich Gottfried Freytag (1731-1792).

1775 fand am 27.12. im Mohren ein Maskenball statt, bei dem Johann Wolfgang Goethe (Abb. links von 1779) teilnahm und anschließend im Haus übernachtete.

         

1777 ließ Heinrich Gottfried Freytag das Haus durchgreifend umbauen und mit einem Rokoko-Zwerchgiebel versehen. Wahrscheinlich stammt auch die noch vorhandene, puttenhafte Mohrenfigur (Abb. rechts) mit dem äthiopisch-koptischen Kreuz von diesem Umbau.

1794 war Johann Philipp Freytag Gastgeber Zum Mohren. Am 7.12. fand im Hause die Hochzeit seiner jüngsten Tochter Auguste Eleonore Freytag mit Georg Bernhard Schäfer (1749-1845) statt. Das Haus kam so in Eigentum der Familie Schäfer.

1801 gab es "Liebhabertheater" im Mohren eine "Jahrhundertfeier", bei der  Ifflands  "Aussteuer" und Kotzebues "Das Neue Jahrhundert" dargeboten wurden.

1805 wurde durch Herzog August die reisende Schauspielergesellschaft "von Witter" engagiert und im Mohren untergebracht. Sie blieb dort bis 1812 und wohnte danach in der Steinmühle.

1813 übernachtete Kaiser Napoleon Bonaparte auf seinem Rückzug aus Russland vom 25.-27. Oktober im Mohren. Eine auf der Zimmertapete hinterlassene Inschrift wird heute im Schloss Friedensstein aufbewahrt. Zwei Wochen später traf der preußische König Friedrich Wilhelm III. am 11.November im Mohren ein, übernachtete und wurde dort von Herzog August empfangen.

    

1814 wurde am 27.Mai der Gastgeber Georg Bernhard Schäfer für seine Verdienste im Postwesen unter der französischen Besatzung zum Postmeister ernannt.

1824 bestand nach Galletti eine "Expedition der Extrapost"

1825 übernachtete am 16. Oktober König Friedrich Wilhelm III. von Preußen erneut im Mohren.

1828 am 1. November hielt dort der allseits bestaunte erste "Eilwagen" der Post.

1830 entstand am 24. Mai ein großer Schaden durch ein schweres Gewitter mit Hagelschlag und Überschwemmung.

1845 starb G. B. Schäfer am 27. Juni in Folge einer Blasenkrankheit. Er hatte den Gasthof über 50 Jahre lang geführt. Erben wurden sein Sohn Poststallmeister Carl Friedrich August (1796 - 1880) und seine Schwester Dorothea Gelbke.

1846 verkauften die Erben das Haus an Gastgeber Johann Andreas Fuchs aus Nürnberg.

1848 wurde am 8. Mai zwischen dem vg. Eigentümer und den Poststallmeistern Gustav Malinckrodt Vater und Sohn ein Mietvertrag über 200 Taler jährlich abgeschlossen.

1856 erwarb die "Neue Casinogesellschaft" den Mohren für 15.100 Taler.

1881 war Poststallmeister Dr. Anton Müller Besitzer des Hauses. Er richtete dort in den folgenden Jahren eine Bierhalle "Zur Themse" ein und läßt durch Franz Brack die Ufermauer zum Flutgraben erneuern.

1897 erwarb die Dampfbierbrauerei M. Soller den gesamten Gebäudekomplex und ließ die Restauration "Zur Themse" für die  durch den Baugewerksmeister Hermann Erdmann umbauen. Die erste Etage des Hintergebäudes wurde als "Werkstelle des Hoffortepianofabrikanten Ernst Munck" genutzt.

1907 erwarb der langjährige Gothaer Sozialdemokrat Wilhelm Bock (1846-1931) das "repräsentable Gebäude mit großem Garten inmitten der Stadt für 140 000 Mark mit Einschluß des Wirtschaftsgerätes vom Brauereibesitzer Grosch. Er ließ die Restauration umbauen und verkaufte es anschließend zum gleichen Preis an die SPD-eigene "Volkshaus mit Herberge GmbH", den Kauf und Umbau gekostet hatten. Auf dem Grundstück zwischen dem Gasthof und dem Flutgraben wurde nach Plänen des Architekten Carl Stehmann (1872-1933) ein mehrgeschossiger Neubau für eine Druckerei und die Gewerkschaft errichtet.

     

Der ehemalige Schusterlehrling Wilhelm Bock aus Großbreitenbach war während seiner Gesellenwanderung bereits 1866 dem Hamburger Arbeiterbildungsverein und ein Jahr später dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein Ferdinand Lassalles beigetreten und hatte im August 1869 als Delegierter seiner Ortsgruppe am Eisenacher Parteitag teilgenommen. Damit war er Gründungsmitglied der SDAP von August Bebel und Wilhelm Liebknecht, wurde zu einem der aktivsten und erfolgreichsten Agitatoren der neuen Partei und wurde aus politischen Gründen mehrfach verhaftet. Seit Juni 1873 war er Präsident der Internationalen Gewerkgenossenschaft der Schumacher mit Sitz in Gotha und Redakteur des Verbandsblattes "der Wecker". Als Mitglied der Programmkommission war er stark am Vereinigung von ADAV und SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei auf dem Gothaer Parteitag 1875 beteiligt. 1878 gründete er das "Gothaer Volksblatt", das jedoch noch im gleichen Jahr verboten wurde, jedoch nach Aufhebung der Sozialistengesetze bis 1933 regelmäßig erschien. Seit 1884 bis 1930 war Bock mehrfach Reichtagsabgeordneter und seit 1924 Alterspräsident des Reichstags. In seinen 1927 verfaßten Erinnerungen stellte er zu den damaligen Gothaer Bauaktivitäten zufrieden fest: "Nun hatten Partei und Gewerkschaften ihr eigenes Heim, sie konnten nebeneinander tagen. Die Gründung des Volkshauses förderte die Bewegung mächtig."

   

1910 kam der zum linken SPD-Flügel zählende Otto Geithner (1876-1948) nach Gotha und wurde Redakteur des Gothaer Volksblattes.

1912 erlangte die SPD bei den Reichstagswahlen in Gotha fast 49 % der Stimmen, während sie im Reichsdurchschnitt nur 34,8 % bekam.

1914 brach am 28. Juli der erste Weltkrieg aus. Bereits am 22. September musste im Volkshaus ein Lazarett eingerichtet werden. Im Dezember 1915 verweigerten 20 Reichstagsabgeordnete, darunter Bock, die Zustimmung zu weiteren Kriegskrediten und wurden daraufhin von der Parteiführung um Ebert und Scheidemann aus Fraktion und Partei ausgeschlossen. Sie gründeten die Arbeitsgemeinschaft "Fraktion der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft im Reichstag".

1917 lud diese Arbeitsgemeinschaft zu einer "Reichskonferenz der sozialdemokratischen Opposition" im Volkshaus zum Mohren in Gotha ein, die vom 6. bis 8. April 1917 stattfand. Es nahmen Delegierte aus 91 sozialdemokratischen Wahlkreisorganisationen und 15 Reichstagsabgeordnete, insgesamt 143 Personen, teil. Sie beschlossen die Gründung der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) als eigene Partei neben der SPD. Hauptziel der USPD war es, im Verbund mit Spartakisten und revolutionären Arbeitern die Fortsetzung des Krieges zu verhindern bzw. seine rasche Beendigung zu erzwingen.

1918 proklamierte Bock am 9. November auf dem Gothaer Hauptmarkt die "Gothaer Republik" und erklärte Herzog Carl Eduard für abgesetzt. Der Vollzugsausschuss des Arbeiter- und Soldatenrates Gotha übernahm unter der Leitung des inzwischen zur Spartakusgruppe innerhalb der USPD gehörenden Geithner die Zuständigkeiten des Herzogs in Gotha. Nach einer Delegiertenkonferenz der Arbeiter- und Soldatenräte am 30. November wurde die Exekutive durch drei „Volksbeauftragte für den Staat Gotha“, die mit „Staatsministerium, Die Volksbeauftragten“ zeichneten, übernommen. Dies waren Wilhelm Bock, Emil Grabow und Adolf Schauder. Am 31.10. fand im Volkshaus zum Mohren eine Demonstrationsversammlung der USPD statt. Das Haus wurde Tagungsort und Waffendepot des Gothaer Arbeiter- und Soldatenrates sowie des Rates der Volksbeauftragten.

 

1919, nach den Januaraufständen und der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts in Berlin, trat Wilhelm Bock Anfang Februar von seinem Amt als 1.Volksbeauftragter zurück, da er sich nicht gegen die linken USPD-Mitglieder um den 30 Jahre Geithner, durchsetzen konnte. Ihre Forderungen, "er solle für Karl Liebknecht Landestrauer anordnen, die Räterepublik fördern und für die Weltrevolution eintreten, während die dringendsten Verbesserungen in der Verwaltung des Landes unterlassen wurden", konnte er nicht mittragen. Am 23. Februar die Wahlen zur ersten Landesversammlung der "Gothaer Republik" statt. Die USPD bekam 50,07 % der Stimmen, die DDP 21%, DNVP 15 % die SPD 9,3 % und der Landbund 4 %. Im Mai gründete Hermann Duncker im Mohren die Ortsgruppe der KPD. Sie wurde von Moskau mit Agitatoren und Geld unterstützt.

1920 tagte am 13. März im Mohren der Vollzugsrates der KPD zur Abwehr des Kappputsches. Am 12.10. spaltete sich die USPD auf dem Parteitag in Halle. Während sich Geithner zu den Kommunisten schlug, kehrte Wilhelm Bock zur SPD zurück und schrieb später "Das Gothaer Volkshaus wurde die Stätte von Schreikonzerten, und Geithner, der sich bis zum Parteitag von Halle allzu großer Rüpeleien enthalten hatte, trat nun in seiner vollen Dreistigkeit und Ungeschliffenheit auf. Er hatte sich die Majorität im Genossenschaftsvorstand erschwindelt, beherrschte somit das Volkshaus, an Schimpfworten ließ der es nicht fehlen, meine Tätigkeit im Gothaer Landtag, die er doch stets mitgemacht hatte, begeiferte er und so gingen Tage für Tage Angriffe gegen mich nieder, durch Monate hindurch." Die Radikalisierung und die Streitereien der linken Parteien führten bei der Bevölkerung zu einem starken Ansehensverlust.

1921 fanden am 6. März Wahlen zur Gebietsvertretung Gothas im Thüringer Landtag statt. Landbund, DDP, DNVP und DVP hatten sich zum Gothaer Heimatbund zusammengeschlossen und erreichten nun 52,3 %. zweitstärkste Partei wurde die KPD mit 31.8 %, gefolgt von der USPD mit 10,5 % und der SPD mit 5,4 %. Im gleichen Jahr zeichnete der Architekt Alfred Cramer einen "Vorentwurf zu einem Stockwerksaufbau auf dem Südflügel des Volkshauses zum Mohren in Gotha".

1923 sammelte der Ortsausschuß des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) Beiträge "zur Abtragung der Hypotheken für das Volkshaus Gotha".

1927 fanden am 29. und 20. Oktober Kundgebungen im Volkshausgarten statt. Es sprachen u. a. Ernst Thälmann und Walter Ulbricht.

1928 wurde das Volkshaus nach Plänen des Architekten Bruno Tamme durchgreifend umgebaut. Die Fachwerkfassaden wurden massiv erneuert, der Rokokogiebel mit der Mohrenfigur um ein Stockwerk angehoben und das Dach wurde in neobarocken Formen als Mansarddach mit Gauben erneuert, um Platz zu gewinnen. Dabei wurde die historische Mohrenfigur in die Fassade integriert. Die Gaststätte wurde in "Café Volkshaus" umbenannt.

1930 befanden sich in dem Gebäude nach dem Umbau: der Sitz des Arbeitersekretariats, die Arbeiter-Sportzentrale, der Deutsche Metallarbeiterverband, der Bauarbeiterverband, der Eisenbahnerverband, der Malerverband, der der Fabrikarbeiterverband, die Gewerkschaftsherberge, der Internationale Bund der Kriegsbeschädigten und der Mieterverein.

1932 gewinnt bei den Wahlen zum 6. Thüringer Landtag am 31.Juni die NSDAP landesweit mit 42,49 % der Stimmen. Die SPD bekommt 24,27 %, die KPD 16,13 %, Thüringer Landpartei , DNVP, DDP und DVP ereichen zusammen nur noch 15,2 %. Neuer Eigentümer des Mohren wurde das gemeinwirtschaftliche Hamburger Versicherungsunternehmen "Volksfürsorge", dessen Stammkapital bei seiner Gründung 1913 jeweils zur Hälfte die Gewerkschaften und der Arbeiterbewegung nahestehenden Genossenschaften aufgebracht hatten.

1933 fand am 18. Februar während des Reichstagswahlkampfes eine kommunistische Versammlung im Mohren statt. Dabei wurde die Polizei mit Stühlen beworfen. Bei den Reichstagswahlen am 5. März erreicht die NSDAP in Thüringen 47,60 %, die SPD 20,62 %, die KPD 15,28 %, die DNVP 12,41 % und die übrigen Parteien 3,52 %. Am 2. Mai´, einen Tag nach dem traditionellen "Tag der Arbeit" wird das Gewerkschaftshaus - wie in ca. 160 anderen Städten - durch die SA besetzt und durch die "Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation" (NSBO) übernommen. Am 10.05. erfolgte die Gründung der nationalsozialistischen Einheitsgewerkschaft "Deutsche Arbeitsfront" (DAF). Ihr Leiter wurde der antisemitische NSDAP-Politiker Dr. Robert Ley. Auch der Eigentümer des Mohren, die Volksfürsorge, wurde der DAF eingegliedert. Am 19.08.1933 das Haus in "Haus der Deutschen Arbeitsfront" umgenannt. Untergebracht waren dort ein Hotel mit Gaststätte, das vom Gastwirt Emil Koleda geführt wurde, der "Deutsche Werkmeister-Verband" und das "Sturmbannbüro 5/95 der Gauleitung Thüringen".

   

1935 wurde der Saal umgebaut und erheblich erweitert.

1936 wurde durch Baumeister Pemsel eine Tanzdiele im Wirtschaftsgarten errichtet.

1938 hieß das Hotel - wohl nach dem Standort des Eigentümers - "Hamburger Hof". Die Straße wurde in "Robert-Ley-Straße" umbenannt.

1945 wurde nach Übergabe der Stadt an die Allierten und nach Kriegsende die "Deutsche Arbeitsfront" aufgelöst. Die Sowjetische Militäradministration (SMA) übernahm im Juli 1945 die Verwaltung der Stadt und und des Mohren. Als neuer Dachverband der Gewerkschaften im sowjetischen Machbereich wurde der "Freie Deutsche Gewerkschaftsbund" (FDGB), gegründet. Da dieser Gewerkschaft der "Klassenkampf" abhanden gekommen war, bestanden seine Hauptaufgaben in der Organisation der Sozialversicherung, der Wahrung der Arbeiterinteressen im Betrieb und der Freizeitgestaltung. Bereits am 21. August eröffnete der FDGB im Mohren eine Geschäftsstelle. Es folgte am 16. September die erste Vollversammlung der Betriebsräte des FDGB, Bezirksauschuss Gotha mit 700 Vertretern aus 160 Betrieben. Am 16.November tagte die Jugend-Gewerkschaftsversammlung . Einen Tag vor Weihnachten wurde ein Bauernmarkt mit freiem Markt im Volksgarten veranstaltet und schließlich wurde am 31. Dezember 1945 das Jahr mit einer Sylvesterveranstaltung des Landestheaters, deren Spielstätte im Krieg zerstört worden war, beschlossen.

   

1946 folgten weitere Veranstaltungen im Mohren: Am 3. Januar gab es eine KPD-Veranstaltung zum 70.Geburtstag des späteren Staatspräsidenten Wilhelm Pieck, am 13. Januar eine Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Feier mit Werner Eggerath als Referenten, und am 15. Januar die erste gemeinsame Funktionärskonferenz von KPD und SPD. Das Restaurant-Café und Hotel wurde am 16. Februar wieder eröffnet. Am 25. Februar übergab die SMA das Haus an den FDGB. Am 22. März fand die Gründungsfeier des FDJ statt, am 9. März kamen ca. 500 Delegierte zum Landarbeitertag zur Vorbereitung der Frühjahrsbestellung zusammen, am 6. April fand der letzte Landesparteitag der KPD mit Wilhelm Pieck zur Vorbereitung des Vereinigungsparteitages, (21. und 22. April in Berlin) statt, am 24.August gab es eine große öffentliche Frauenversammlung und am 22.September folgte eine Gedenkfeier zu Ehren der Opfer des Faschismus im Großen Saal mit einer Gedenkrede durch Otto Geithner.

1947 wurde am 4.Mai eine feierliche Tagung mit Walter Ulbricht zum 1. Jahrestag der SED veranstaltet.

   

1949 wurde am 29. Mai aus Anlass des 200. Geburtstages Johann Wolfgang Goethes eine Gedenktafel an dem Haus angebracht. Am 18. August fand eine Gedenkfeier zum 5. Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmann statt.

1951 übernahm die Handelsorganisation (HO) das Haus und eröffnete am 16.September ein HO-Hotel und eine HO-Gaststätte.

       

1953 gab es am 17. November im Mohren eine Großkundgebung zum Monat der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (DSF) mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Otto Nuschke. Es folgte am 29. Dezember eine Festveranstaltung der SED zum 35. Jahrestag der Gründung der KPD. In den folgenden Jahrzehnten war das Volkshaus zum Mohren der führende Veranstaltungsort in Gotha für Familien- und Brigadefeiern, Konzerte, Tanzstunden, Tagungen u.ä.

    

1990 Nach der Wende in der DDR kam der Mohren zur am 1. März gegründeten Treuhandanstalt. Sie führte die Betriebe zunächst weiter und ließ neue Kunststofffenster mit Isolierverglasung einbauen.

1991 wurde zum Ende des Jahres das ehemalige HO-Hotel und die HO-Gaststätte geschlossen.

1994 verkaufte die Treuhandanstalt Gebäude und Grundstücke an die EPAR-Bau-GmbH aus Hövelhof, die es mit einem entsprechenden anbau wieder als Hotel nutzen wollte. Der Kaufvertrag blieb jedoch schwebend unwirksam.

1997 machte die EPAR-Bau GmbH Konkurs. Die überschuldeten Grundstücke kamen unter Konkursverwaltung. 

1999 erarbeitete die Stadt Gotha einen Flächennutzungsplan, der anstelle des Mohrenviertels einen Grünzug mit einer Hauptverkehrsstraße vorsah.

2000 wurde Sanierungsgebiet Altstadt um das Mohrenviertel erweitert. Das Planungsbüro Thüringen, Sanierungsträger der Stadt Gotha, erarbeitete eine städtebauliche Rahmenplanung für das Gebiet des Mohrenviertels, Danach sollte ein großer Teil der historischen Häuser einschließlich des Kulturdenkmals Mohren abgebrochen werden und und eine Straßenbrücke an der Stelle gebaut werden.

2001 erfolgte die Abwägungsbeschlüsse über den Flächennutzungsplan.

 

2005 erfolgte eine Überarbeitung des Verkehrskonzeptes dahingehend, dass die "Mohrenbrücke" durch einen Verkehrskreisel, der zum Teil auf dem Grundstück des Mohren liegen soll, ersetzt wird. 

2007 wurden die Grundstücke des Mohren am 25. Mai  beim Amtsgericht zwangsversteigert. Die Stadt Gotha gab eine Gebot über 18.500 € ab und erhielt den Zuschlag.

Am 6. Juni. beschloss der Stadtrat den Abbruch des Gebäudes.

   

Im Juli erfolgte eine Ortsbegehung des Denkmalbeirats der Stadt Gotha, der feststellte, dass das Hauptgebäude "solide und sanierungsfähig" ist.

Am 9.September fand eine Demonstration vor dem Mohren statt, bei der von allen Rednern die Erhaltung des Kulturdenkmals gefordert wurde.

Am 10. September beschloss der Hauptausschuß der Stadt Gotha die Vergabe der Abbrucharbeiten für 117.000 €. Anschließend bat der Architekt Elmar Nolte Herrn OB Kreuch, den Abbruch nur auf die nicht denkmalgeschützten Gebäudeteile zu beziehen und das Hauptgebäude stehen zu lassen und nochmals zu vermarkten. Er verwies auf die einschlägigen Vorschriften des Denkmalschutzgesetzes und des Baugesetzbuches und kündigte die kostenlose Erstellung eines Sanierungskonzept an.

Am 12. September äußerte Herr OB Kreuch in der TA "Wir brauchen Menschen, die nicht nur reden, sondern Menschen, die ein Konzept vorlegen, die kaufen und investieren und die eine Nutzung haben."

Am 20. September legte Herr Nolte nach positiv verlaufenen Gesprächen mit einem Gastronom, einer Tanzschule, einem Verband, einer Kaffeerösterei und einem Immobilienmakler sowie seiner Bank  der Stadt ein solches mit einer Wirtschaftlichkeitsberechnung unterlegtes Sanierungskonzept mit Bitte um Stellungnahme vor.

Am 21. September wurde OB Kreuch von dem Münchner Anwaltsbüro Dr. Wasmuth darauf hingewiesen, dass "sowohl die von der Stadt erteilte Abrisserlaubnis als auch der Abrissbeschluss des Hauptausschusse der Stadt und die Auftragsvergabe evident rechtswidrig sind".

Am 24. September wurde Entkernungsarbeiten und mit dem Abbruch der ehemaligern Kegelbahn begonnen

Am 5. Oktober forderte Herr Nolte nochmals telefonisch bei der Stadt eine Stellungnahme an.. Er informierte Herrn OB Kreuch u.a. von dem Interesse der Gothaer Tanzschule am Gebäude. Herr Kreuch sagte Herrn Nolte zu, die auch ihm gut bekannten Tanzschule anzurufen. Herr Planungsamtsleiter Adlich äußerte, dass die Verkehrsplanung und die ohnehin zu überarbeitende städtebauliche Rahmenplanung einer Erhaltung des Hauses angepasst werden kann.

Am 6.Oktober bekräftigte Herr OB, jedoch den Abbruchbeschluss in der TA: "Die Ruder werden nicht mehr herumgerissen...". Ferner wurde - ohne dass ein Gespräch hierüber stattgefunden hat - behauptet, "aus Sicht der Stadt sei ein Finanzierungskonzept nicht gewährleistet".

Am 11. Oktober wies Herr Nolte am Telefon den Leiter des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege, Herrn Dr. Winghart, nochmals darauf hin, dass es für die von seinem Amt ausgesprochene Duldung des laufenden Abrisses keine sachliche Grundlage gäbe. Insbesondere sei die in der Presse verbreitete Meinung, das Gebäude sei marode, unwahr und nicht belegt. Herr Dr. Winghart sagte Herrn Nolte zu, Herrn OB Kreuch in der Sache anzurufen.

Am Samstag, den 13. Oktober wurde das Kulturdenkmal in Überstundenarbeit komplett abgerissen. Es blieb nur noch ein Trümmerhafen.